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es sind zwei jahrzehnte in den vergangenen tagen wochen zu ende gegangen das jahrzehnt des iron man marvel fanchises und das jahrzehnt des fantasy epos game of thrones diese serien filmreihen seriellen bildwelten sind verwandt mit dem vorangegangenen jahrzehnt der magischen alternativrealität eines harry potter oder dem herrn der ringe oder star wars der twilight serie und was der fantasy film tv serien mehr waren – schier unendliche reihen der genrefantastik beliebig erweiterbar und multipel medial kombinierbar in printformat buch zeitung zeitschriften in foren videos fanfiction games conventions etc eine unendlichkeit die ohne internet und damit der daueranwesenheit medialer aufmerksamkeitsgenerierung nicht möglich gewesen wäre

doch um die megalomane medienerzählung soll es hier nicht gehen es ist irrelevant wie gut oder schlecht diese und jene folge und staffel dieser oder jener serie möglicherweise ist – alle oben genannten serien und auch die erfolgreicheren nicht-fantasy-serien wie braking bad oder house of cards eint eines : die verneinung zurückweisung abschaffung der demokratie

insbesondere got und das mcu verneinen bzw in der letzten folge sogar verlachen demokratische politische prozesse als mehrheitsbeschlüsse in langwieriger verhandlung : der als meilenstein des comicfilms gefeierte black panther postuliert ganz unverstellt die glücksverheißung einer quasigöttlichen monarchie mit thronfolge ressourcenmonopol und einem als übermensch gekennzeichnetem herrscher selbstverständlich ein mann – wohingegen der diese ordnung in frage stellende außenseiter alle diabolischen arroganten hoffährtigen züge trägt ein gefallener engel ein luzifer dessen idee es eigentlich gewesen war den reichtum des königreiches wakanda zu entmonopolisieren zu verweltlichen zu demokratisieren statt dessen herrscht weiterhin der gute könig

das bild des guten monarchen ist es auch das got antreibt – wenn auch großteils ex negativo – die königsfigur ist genrestandard und der serientitel stellt als spiel die frage des gewinners und politisch die frage nach der rechtmäßigkeit wird es dann doch ein guter monarch sein – antwort ja {

tatsächlich geht es der serie vorrangig um schauwerte statt um politik ; wer am ende den thron besteigt ist unwichtig daher sowieso enttäuschend ; es stellte sich beim sehen der serie immer stärker die frage wer stirbt wann wie und möglichst unerwartet ; mit allerhand expliziter grausamkeit und ebenso viel nackter weiblichkeit bedient got zusätzlich unintellektuelle genüsse ; es dominiert triumphiert das bloß visuelle ;

} die serie bejaht das monarchische und mafiöse fundament : die treue zur familie zur herkunft zur abstammung zur blutslinie es ist dies ein ständisches aristokratisches antibürgerliches verständnis von herrschaft und gesellschaft es ist das gleiche verständnis von gesellschaft und herrschaft das harry potter zugrunde liegt – sowohl den guten als auch den bösen es gibt keinen einzigen charakter der sich von den eltern losgesagt oder diese gar getötet hätte – einzig voldemort himself verachtet seinen vater was ein armseliges motiv für seine dunkle seite der macht darstellt aber genau so armselig gut böse ist es in den büchern filmen eben auch loyalität zur familie zu den häusern zur herkunft zur abstammung was bei harry potter alchemistisch dargestellt wird ( aus knochen und blut wird im vierten teil ein lebendes wesen ein homunkulus-luzifer ) und rassische zuschreibung erhält ( schlammblut halbblut reinblut ) gerät im herr der ringe und game of thrones zu völkischer darstellung einer welt sauber voneinander getrennter ethnien kulturen völkern dothrakie white walker elben orks deren begegnung entweder merkantiler art oder kriegerischer art ist – der traum der neuen rechten ist oskargekrönte popkultur

das gleiche reaktionäre narrativ bietet star wars – hier sind die ethnien gleich auf ganze planeten ins universum geordnet und die handelszentren sind alle recht schmutzig und verdächtig bis hin zur hakennasigkeit oh unverwüstliche stereotypen – und erweitert diese antidemokratische gesellschaftsvision noch um eine esoterisch religiöse komponente um auch wirklich keine demokratisch legitimierte handlung mehr nötig zu haben : während es ein volldiktatorisches imperium gibt ( von dem völlig unklar ist warum die unendlich verfügbaren truppen diesem treu folgen ) gibt es sogenannte rebellen mit dem ziel einer sogenannten republik – angeführt von einer prinzessin und das alles ist unerheblich angesichts der macht bzw force und dem glauben daran der rest ist sci-fi-genre

während sich in den 1990er jahren der kriegsfilm zum definierenden erzählmuster hollywoods emposchwang dass er jedes beliebige genre infizieren konnte wie agent smith die matrix denn nichts bringt so eindrückliche bilder hervor wie der krieg hat sich seit den 2000ern die aristokratische antibürgerliche und antidemokratische erzählung hinzu gesellt aufgeladen mit religiös spirituellen supranaturalen signaturen um die figuren und ihre erzählungen vollständig resistent zu machen

harry potter zb wird als erlöser vom bösen erzählt dem eine prophezeiung gilt – star wars hat seine jedi – herr der ringe überhöht aragorn und die seinen immer wieder in bildsprache und in musikalischer untermalung durch kirchliche choräle zudem unermüdliche kampfkraft – edward cullen in twilight ist keusch und übt askese was aus der beziehung von bella und ihm eine jungfräuliche = reine liebe macht ( es ist entsetzlich reaktionär ) und die marvel dc superhelden sind nietzsches übermenschen und agieren als aristokratischer logenzirkel ( in captain america – civil war wird diese überhebung über die realpolitische welt plötzlich zum thema doch natürlich wird das problem nicht weiter verfolgt sondern führt zu genrefähigem aristokratischem innerfamiliärem superheldenstreit und weg ist die welt ) unangreifbar und enthoben

es ist nicht allzu gewagt zu behaupten : dass die antidemokratischen bildwelten im kino und im tv oder onlinestream zeitgleich mit enormen krisen moderner demokratie zusammenfallen dass der wunsch nach starken führungspersönlichkeiten in politischer funktion und hier vor allem nach rhetorisch starken und oder mit kraftausdrücken reichlich bestückten männern trump putin orban salvini wildeers bolsonaro duterte etc ist sicher kein zufall die serien erzählen antidemokratische erlösungsmärchen befriedigen auf fiktionaler ebene das was in realer welt reichtum ermöglichen könnte : die sehnsucht nach aristokratie nach royalem glanz nach meghan und harry – zudem :

politik ist auf diesen leinwänden eine erzählung von helden und sich tapfer schlagenden einzelpersonen die im namen einer unklaren allgemeinheit einem beliebigen volk nach vervollkommnung erfüllung des egos des schicksals streben aber kein komplexer kriegsfreier debattenprozess keine noch so klug geführte konferenz produziert nie mehr aufmerksamkeit als eine zünftige massenschlägerei und da wo die gänzlich unfantastische realität in den fokus der serien gerät ( braking bad house of cards ) gibt die demokratische gegenwart ein hundsmiserables keinesfalls vertrauenswürdiges bild ab das nach katastrophe riecht — und im superheld die populisten aller länder beschwört nostalgisch rücksichtslos antimodern

die eigentliche pointe in game of thrones ist der erfolgreiche und als legitimiert betrachtete separatismus des nordens man bleibt bitte unter sich und allianzen sind aufzulösen ein westeros westen europa ohne britannien fern vom eisernen brüsseler thron auf dem sowieso nur noch ein lächerlicher typ sitzt

eine gesellschaft die sich derart royalistische gewaltherrschaftliche völkisch grundierte traumwelten erschafft glaubt seiner gegenwart kein wort es steht nicht zu erwarten dass das kommende jahrzehnt ein grundsätzlich besseres wird dafür fehlen stabile bilder und gänzlich andere – utopische – erzählungen