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der moment vor dem betreten der duschkabine die türflügel geschlossen und man selbst nackt frierend ortlos einen moment auf den kalten fliesen stehen und vor dem betreten der kalten kabine warten und so überlege ich jedes mal erneut diese kalte und abweisende kabine nicht zu betreten und den ersten kalten wasserstrahl nicht zu erfahren der einige dutzend sekunden benötigt bevor er eine akzeptable temperatur erreicht hat diesen unsinnigen moment vor betreten der duschkabine habe ich grundsätzlich das unbedingte bedürfnis augenblicklich davon zu rennen augenblicklich nicht mehr anwesend zu sein und diese kalte scheußliche kabine nicht erfahren zu müssen sie mit sich selbst allein zu lassen so dass wir nichts voneinander wissen und viel lieber in einem kalten gebirgsbach zu sitzen dieses fließende eisig kalte ungekachelte wasser ist nicht durch die temperatur voneinander unterschieden das wasser kann die gleiche kälte aufweisen wie der wasserfall im gebirge zwischen diesen fliesen stehend ist die kälte trocken leblos herzlos steinhart und nur heißes wasser aus dem duschkopf das umgehend das steinkalte bad zum verschwinden bringt zum verdampfen bringt hinter nebeln und schleiern zum verlieren bringt nur ein solches verunkonkretisiertes bad ist ein akzeptables bad und ein annehmbarer ersatz für den eisigkalten gebirgsbach doch dorthin muss man erst einmal gelangen nackt und frierend vor geschlossener kabine auf kalten fliesen stehend wartend dass der impuls zu flüchten aus den steinkalten wänden nachlässt aber er lässt eben nicht nach er ist jeden tag aufs neue da eine stadt ist eben kein gebirge