heute vor 8 jahren wurde boris nemzow unmittelbar am kreml ermordet. politische morde im postsowjetischen putinschen russland haben im vergangenen jahr den charakter einer epidemie angenommen, hatten in früheren fällen aber auch den charakter eines besonderen geschenks an die staatsmacht. nemzows ermordung in sichtweite des kremls erschien wie auf dem serviertablet arrangiert, der letzte national einflussreiche und an eine echte demokratische zukunft russlands glaubende politiker – die politischen ambivalenzen eines alexej navalny sind bekannt – war geradezu schamlos hingerichtet. wer bis dahin trotz krimannexion und donbass-überfall noch nicht an den militärischen charakter der putinschen dauerregentschaft geglaubt hatte, konnte sich nun vom gegenteil überzeugen: in welchem land der welt war sonst noch möglich, derart offen und voller geringschätzung einen zentralen politischen gegner zu töten, wenn nicht in einem land, das sich auf dem weg in eine militarisierte diktatur begeben hatte? putins empörung über die leiche in seinem vorgarten bezog sich dabei nicht auf die person nemzows, von der er keine gefahr zu erwarten hatte, denn die krimannexion hatte ihm hohe volksbeliebtheit beschert, sondern auf die gefahr aus dem machtapparat selbst: hier hatten staatsorgane mehr oder weniger eigenständig gehandelt und putins herrschaft indirekt bedroht. ( wie sich das system putin potentieller gegner zu entledigen wünschte, nämlich etwas weniger obszön und fernab der zentrale, präsentierte seine staatsmacht fünf jahre später mit der missglückten vergiftung und nachfolgend willkürlichen verurteilung navalnys. ) nemzow, dessen politischer einfluss zum zeitpunkt seiner ermordung insbesondere bei jüngeren menschen russlands nachgelassen hatte, stellte sich vor allem nach der krimannexion, die er im gegensatz zu navalny deutlich kritisierte, eindeutig und klar gegen putins kriegstreiben in der ostukraine und entlarvte frühzeitig mit einer 5minütigen collage unbearbeiteter staatlicher tv-beiträge den abschuss von MH17 als werk der separatisten. zudem arbeitete er an einem langessay mit dem titel Putin – Krieg, der die beteiligung von putins russland am krieg in der ostukraine und der krimannexion – letzteres gab putin dann selbst spektakulär selbst zu – nachweisen wollte und der von dem inzwischen ebenfalls inhaftierten oppositionellen ilya yashin für eine publikation vorbereitet und sowohl in der eu als auch den usa veröffentlicht wurde. nemzows tod steht sinnbildlich für sowohl das scheitern unter jelzin als auch die vollständige auslöschung und marginalisierung einer politikergeneration, die aus der glasnost-perestroika-phase kommend ein modernes, demokratisches russland im sinn, jedoch gegen die rohen kräfte eines militärisch denkenden kgb/fsb kaum eine chance hatten und auf nicht absehbare zeit haben werden.
heute vor 8 jahren wurde boris nemzow unmittelbar am kreml ermordet. politische morde im postsowjetischen putinschen russland haben im vergangenen jahr den charakter einer epidemie angenommen, hatten in früheren fällen aber auch den charakter eines besonderen geschenks an die staatsmacht. nemzows ermordung in sichtweite des kremls erschien wie auf dem serviertablet arrangiert, der letzte national einflussreiche und an eine echte demokratische zukunft russlands glaubende politiker – die politischen ambivalenzen eines alexej navalny sind bekannt – war geradezu schamlos hingerichtet. wer bis dahin trotz krimannexion und donbass-überfall noch nicht an den militärischen charakter der putinschen dauerregentschaft geglaubt hatte, konnte sich nun vom gegenteil überzeugen: in welchem land der welt war sonst noch möglich, derart offen und voller geringschätzung einen zentralen politischen gegner zu töten, wenn nicht in einem land, das sich auf dem weg in eine militarisierte diktatur begeben hatte? putins empörung über die leiche in seinem vorgarten bezog sich dabei nicht auf die person nemzows, von der er keine gefahr zu erwarten hatte, denn die krimannexion hatte ihm hohe volksbeliebtheit beschert, sondern auf die gefahr aus dem machtapparat selbst: hier hatten staatsorgane mehr oder weniger eigenständig gehandelt und putins herrschaft indirekt bedroht. ( wie sich das system putin potentieller gegner zu entledigen wünschte, nämlich etwas weniger obszön und fernab der zentrale, präsentierte seine staatsmacht fünf jahre später mit der missglückten vergiftung und nachfolgend willkürlichen verurteilung navalnys. ) nemzow, dessen politischer einfluss zum zeitpunkt seiner ermordung insbesondere bei jüngeren menschen russlands nachgelassen hatte, stellte sich vor allem nach der krimannexion, die er im gegensatz zu navalny deutlich kritisierte, eindeutig und klar gegen putins kriegstreiben in der ostukraine und entlarvte frühzeitig mit einer 5minütigen collage unbearbeiteter staatlicher tv-beiträge den abschuss von MH17 als werk der separatisten. zudem arbeitete er an einem langessay mit dem titel Putin – Krieg, der die beteiligung von putins russland am krieg in der ostukraine und der krimannexion – letzteres gab putin dann selbst spektakulär selbst zu – nachweisen wollte und der von dem inzwischen ebenfalls inhaftierten oppositionellen ilya yashin für eine publikation vorbereitet und sowohl in der eu als auch den usa veröffentlicht wurde. nemzows tod steht sinnbildlich für sowohl das scheitern unter jelzin als auch die vollständige auslöschung und marginalisierung einer politikergeneration, die aus der glasnost-perestroika-phase kommend ein modernes, demokratisches russland im sinn, jedoch gegen die rohen kräfte eines militärisch denkenden kgb/fsb kaum eine chance hatten und auf nicht absehbare zeit haben werden.
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